Die Schwarze Mühle wird geprägt von auffallenden Animationen auf der Bühne. Du warst zuständig für das visuelle Konzept für diese Bühnenbild-Projektionen. Wie kann man sich den Prozess ihrer Entstehung vorstellen?
Zunächst haben der Regisseur und ich uns zusammengesetzt und das Drehbuch und alles, was es gab, durchgesprochen. Wir dachten, dass es eine ganz gute Methode ist, über Animationen die Erzählungen, die im Stück vorkommen, darzustellen. Da das ganze Bühnenbild animiert ist, ihm also digital Leben eingehaucht wird, haben wir uns entschlossen, das Ganze in Form von Scherenschnitt-Silhouetten aufzubauen – in Anlehnung an Animationsfilme von Lotte Reiniger. Sie war eine der ersten, die in den 30er-Jahren Animationsfilme aus Scherenschnitten gemacht hat. So sind wir zu dem Konzept gekommen, dass die Bühne wie ein Guckkasten funktioniert und die Rückprojektionswand wie eine Laterne. Das im Hinterkopf behaltend, fängt man an, sich die Formen und das Design zu überlegen und zu gestalten.
Was zum Beispiel wird denn visuell eingeblendet?
Was wir sehen werden, ist ein animiertes Bühnenbild mit Sequenzen, die Geschichten erzählen, und kleinen Filmsequenzen, die auch mit in das Bühnenbild eingearbeitet werden, ob das jetzt im Hintergrund auf der Bühne ist oder auch mal weiter vorne auf der Bühne. Es gibt verschiedene Stile, zum Beispiel Frame-by-Frame-Animation, Scherenschnittanimation und sowas wie Puppenanimation. Und es gibt belebte Hintergründe wie Wetterveränderungen und Tageszeiten, kreiert durch Helligkeiten, die wir dann in das ganze Set einfließen lassen. Zum Teil übernimmt auch einfach das digitale Bühnenbild erzählerische Funktionen und wird so selbst zum Protagonisten. Die Bühne funktioniert wie ein Guckkasten. Es ist dadurch ein sehr reduziertes Bühnenbild, dass wir es hauptsächlich in schwarz-weiß halten, was ein schöner Kontrast zu den Schauspielern ist, die vorne in Farbe auftreten.
Was war das Schwierige beim Entwerfen des visuellen Konzepts?
Schwierig war, dass ich die Filme und Videos selbst gemacht habe, diese aber nicht in Zusammenhang mit einem real existierenden Ort standen. Es galt also eine Ästhetik zu finden, nicht nur filmisch zu denken, sondern das Ganze wie eine Projektion zu sehen, die im dreidimensionalen Raum steht, in dem sich später auch Darsteller bewegen. Daher müssen die Projektionen auch in Relation zu den Darstellern auf der Bühne stehen und das hat eine Weile gedauert, sich da reinzuversetzen.
Welche Besonderheit verleihen die visuellen Projektionen der Rock-Oper?
Eine Besonderheit ist, dass es ein sich bewegendes Bühnenbild ist: dass es eben eine Verbindung zwischen dem virtuellen Hintergrund und den Darstellern auf der Bühne gibt, die in diesen digitalen Projektionen stehen. In seiner Form ist unser Bühnenbild cineastischer als das im herkömmlichen Theater der Fall ist.
Von Angela Wistuba-Hamprecht